Seit es Feminismus gibt, gibt es auch Antifeminismus. Die Frauenrechtlerin Hedwig Dohm prägte den Begriff Antifeminismus durch eine im Jahr 1902 veröffentlichte Aufsatzsammlung mit dem Titel »Die Antifeministen. Ein Buch der Verteidigung«. In dieser Zeit wurden antifeministische Stimmen lauter, die die Frauenbewegung und ihre Errungenschaften zurückdrängen wollten (vgl. Dohm 1902: 4 ff.). Vor allem um einen vermuteten Geburtenrückgang und das Frauenwahlrecht zu vermeiden, gründete sich 1912 der Deutsche Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation (vgl. Schmincke 2018: 30). Das zugrunde liegende Leitmotiv des adelig-bürgerlichen Oberschichtsnetzwerks beschrieb den Staat als den Platz des Mannes und die Familie als den Platz der Frau (ebd.).
Die erste Frauenbewegung endete in Deutschland spätestens mit dem Nationalsozialismus und formierte sich ab 1968 im Zuge der Studierendenbewegung neu (vgl. Schmincke 2018: 31). Ab 1972 entstand mit den Protesten gegen den § 218 StGB, der Schwangerschaftsabbrüche kriminalisiert, eine breiter werdende Basis für feministische Proteste und Gegenkultur (ebd.).
Im Zuge dieser zweiten Frauenbewegung erstarkte auch erneut der Antifeminismus. 1991 erschien das Buch »Backlash. The Undeclared War Against American Women« von Susan Faludi. In diesem analysierte sie anhand von verschiedenen Materialen antifeministiche Tendenzen in den USA der 1980er Jahre. Die zentrale Annahme der Feminismus-Gegner*innen lautete, dass die Frauenbewegung die Ursache für sämtliches Unglück von Frauen sowie für andere Krisenerscheinungen sei (vgl. Faludi 1991: 1 ff.). In Deutschland ließen sich ähnliche Entwicklungen beobachten. Ab den 1980er Jahren entwickelten sich antifeministische Männerrechtsgruppen, die Männer als vermeintliche Opfer des Feminismus verteidigten und gegen eine daraus entstehende Ungleichbehandlung von Männern kämpften. Die zum Teil bis heute bestehenden Gruppen argumentieren gegen Gleichstellungsmaßnahmen und Gender Mainstreaming (vgl. Schmincke 2018: 31).
Die katholische Kirche spricht sich seit jeher gegen Abtreibung aus (vgl. Rahmlow 2018). Seitdem sich die zweite Welle der Frauenbewegung für ein Abtreibungsrecht stark macht, positionieren sich vermehrt weitere Abtreibungsgegner*innen. Franziska Schutzbach verzeichnet eine sichtbare Radikalisierung dieser Gruppierung, die seit einigen Jahren Allianzen mit rechtspopulistischen, konservativen und christlich-fundamentalistischen Akteur*innen eingehen (vgl. Schutzbach 2017). Die sogenannte »Lebensschutzbewegung« gibt sich überparteilich und überkonfessionell, vereinigt aber vor allem konservative Christen und Rechtspopulisten (zum Beispiel der AfD) mit dem Ziel, auf das »Recht auf Leben« eines jeden Embryos aufmerksam zu machen um für ein Fortbestehen des Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen zu plädieren (vgl. van Laak: 2018). Jährlich findet in verschiedenen deutschen Städten der sog. »Marsch für das Leben statt«, bei dem gegen Abtreibungen demonstriert wird (ebd.). Damit steht diese Bewegung nicht nur den Forderungen von Gruppierungen wie Ni Una Menos Munich oder der Antisexistischen Aktion München (ASAM), die sich für selbstbestimmte reproduktive Rechte aussprechen und eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen fordern, diametral gegenüber. Jene feministischen Gruppen und Initiativen sind auch immer wieder antifeministischen Angriffen ausgesetzt.
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